Neutral Eye Movement

 

 

 

 

 

Diese Arbeit entsprang einer persönlichen Erfahrung. Als ich zum ersten Mal das kleine Gemälde Die Tänzerin von Simeon Savvides* sah, war ich gleich doppelt irritiert. Zum einen sah ich erstmals ein Bild eines Namensvetters, was automatisch eine Art Bekanntheitswettbewerb in mir auslöste. Das führte unweigerlich dazu, das Bild intensiv über mehrere Tage aufzusuchen, um festzustellen, dass dieses sexistische Bild, verstörte Scham in mir auslöste, obwohl es an mich als Mann appelliert, erregt zu sein.

Was würde ich tun, wenn ich plötzlich real vor dieser schlafenden nackten Frau und ihrem lethargischen Puma stehen würde?

 

Diese Frage impliziert eine Blickverscheibung. Sie ist das Untersuchungsfeld der entstandenen Wandinstallation.

 

An einer Wand hängt mittig das Bild "Nackte Tänzerin mit Tamburin" mit deutlich lustprovozierendem Inhalt wie es im Orientalismus gängig war. Es handelt sich um eine Eins zu Eins-Leinwand-Reproduktion mit vergoldeter Einrahmung. Die restliche Wandfläche wird überspannt von einer sepiafarbigen Linienzeichnung -ein Druck auf Sebstklebefolie. Auf dieser Zeichnung ist die räumliche Fortsetzung des Sabbidesmotives zu sehen. Mit Hilfe der Bildlesesprache des Islam und des gesamten Orients: Ein sich sehr langsames und mühsames deutungsoptisches Erschliessen des Gesamtbildes. Ein Pendant zur raschen Lesbarkeit westlicher Intensität.  
 

 

 

 

 

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*Symeon Sabbides war ein bedeutender griechischer Künstler des 19. Jahrhunderts, beeinflusst aus dem französischen Orientalismus. Aus diesem schuf Griechenland seine Befreiungsdynamik und Nationalidentität. Schnell jedoch verfing sich diese westliche Intellektuellenbewegung in Stereotype und voreigenommene Erniedrigungen. Griechenland -auch durch Sabbides- hatte aber schon längst die Rolle von Opfer des Orientalismus zum Täter getauscht. Die ursprünglich eigene Identität wurde nun zur "Anderen".